Vergleiche Dich nicht mit anderen! Oder doch?

In der Schwangerschaft hörst Du „Oh, dein Baby ist klein, hängt es hinterher.

In der Krabbelgruppe dreht sich die 4-monatige Lara schon der 6-Monate alte Ron hat da noch Probleme.

Die 4-jährige Emilie redet im Kindergarten sehr wenig, der 3,5-jährige Lars dafür umso mehr.

In der Schule ist Sam ein Ass in Mathe, während sein Mitschüler Anton starke Probleme hat.

Das Thema „Vergleiche“ triggert viele Mütter und Väter, kein Wunder, wir leben in einer Gesellschaft, in der es um Vergleiche und Wettkampf geht. Wir leben in einer leistungsbezogenen Gesellschaft. Doch hören wir von überall, wir sollen unsere Kinder nicht vergleichen, denn Jeder und Jede entwickelt sich in einem anderen Tempo.

Hier stellt sich die Frage: Ist ein Vergleich tatsächlich so schlecht? Oder steckt auch ein guter Kern darin? Was macht denn ein Vergleich mit unseren Kindern?

Und das Wichtigste, – wie können wir unseren Kindern helfen, mit diesen umzugehen?

„Mir macht das nichts aus!“

Trixi Tumert, Lerncoach aus Leidenschaft und Partnerin unseres Podcasts "Selbstbewusst gemeinsam wachsen" (Hörempfehlung!) hatte kürzlich ein spannendes Erlebnis. Sie ging mit ihrem Sohn spazieren. Er erzählte von seinem Freund, der in Dubai lebt, ein tolles Einkommen und es „geschafft“ hat. Genau das, was ihr Sohn auch gerne machen möchte.

Sie meinte zu ihm, er solle sich nicht so vergleichen: „Schau doch, was Du selbst schon geschafft hast und sei stolz auf dich!“

Was meinte ihr Sohn darauf? Achtung, hier kommt eine interessante Wendung!

Er sagte:

„Mama, aber mir macht das gar nix, wenn ich mich mit denen vergleiche. Ich sehe das so:

'Schau mal, was der andere geschafft hat, das schaffe ich auch!' Und dann ist das für mich ein Ansporn, kein Vergleich.“


Ein interessanter Blickwinkel oder??

Doch woher kommt die Tatsache, dass wir uns oft so vehement dagegen sträuben, uns vergleichen zu wollen? „Vergleiche dich doch nicht!“ Geben wir die Schlagworte „Kinder vergleichen“ in Google ein, springen uns unzählige Artikel darüber ins Auge, wie schlecht es ist, Kinder untereinander zu messen und was wir ändern können.


Doch das obige Beispiel zeigt doch deutlich, dass ein Vergleich nichts Schlimmes sein muss. Ein Vergleich kann auch positiv stärkend sein.


Warum denken wir so negativ, wenn es um das „sich-messen“ geht?


Hier spielen die eigenen Glaubenssätze und das Selbstwertgefühl mit ein. Mit welchen Erfahrungen geht jeder Einzelne von uns an Probleme heran? Wie gingen wir in der Vergangenheit mit Wettkampf und Vergleichen um? Und wie wurden wir erzogen, mit diesen Themen umzugehen?


Es gibt Menschen, die fühlen sich im eigenen Umfeld besser und sicherer. Diese Menschen umgeben sich mit Menschen, die genau da stehen, wo sie selbst auch stehen.

In der Persönlichkeitsentwicklung heißt es aber: Wenn Du erfolgreich sein, wenn Du weiterkommen willst, umgibt dich mit Menschen, die bereits da sind, wo Du hinmöchtest. Um zu sehen, wie sich die anderen verhalten. Um sich im Positiven zu vergleichen. Um zu schauen, an welchen Stellen wir von ihnen lernen können.

Um daraus zu lernen. Um daran zu wachsen.

Die Vor- und Nachteile von Vergleichen und Wettbewerb

Das Inch-Magazin stellt sich der Debatte und hält folgende Pros und Kontras für uns bereit:

Gegen Wettbewerb spricht

  • Es gibt keinen gesunden Wettbewerb, die Wettbewerbskultur vermittelt unseren Kindern, dass es nicht genügt, es bringt die Kinder dazu, den Gewinner zu beneiden und die Verlierer abzulehnen (US-Schriftsteller Alfie Kohn, Autor von „No Contest: The Case Against Competition”.)

  • Wettbewerb hat sich nur zu einem gewissen Grad als nützlich erwiesen, echte Zusammenarbeit beginnt da, wo Wettbewerb aufhört. (Franklin D. Roosevelt, ehemaliger Präsident der USA)

Für Wettbewerb spricht jedoch:

  • Ein gesunder Wettbewerb beflügelt Kinder, ihr Bestes zu geben. Die Fähigkeit, neugierig zu sein und nach Lösungen zu suchen, bereitet die Kinder auf künftige Situationen vor. (Jennifer Veale, Gründerin und verantwortliche Direktorin bei TrueCompetition.org)

  • Unter den richtigen Bedingungen kann eine positive Wertvorstellung gefördert werden, bei falschen Bedingungen. Gewinn sollte nicht das hauptsächliche Ziel sein. Leider führt eine Wettbewerbssituation, in der um jeden Preis gewonnen werden soll, dazu, dass Kinder die Motivation und den Spaß verlieren. (John Tauer, Cheftrainer im Männerbasketball, Professor für Psychologie, University of St. Thomas, Minnesota)


  • In einem Umfeld, in dem Kinder lernen, dass sie Niederlagen zu akzeptieren, kann Wettbewerb gut sein. Wenn ein Kind meint, es müsse gewinnen, um die Liebe oder den Status innerhalb der Familie zu erhalten, ist dies ungesund. (Lyn Kendall, Beraterin für Hochbegabte, British Mensa)

Wie können wir unseren Kindern helfen, mit Vergleichen umzugehen?

In den letzten Abschnitten haben wir gesehen, dass Vergleiche überall sind und schon sehr früh beginnen. Uns wird immer wieder gesagt, dass es schlecht sei zu vergleichen und doch gibt es da das Dubai-Beispiel, dass uns zeigt, dass unsere Kinder diesen Wettbewerb anders sehen, als wir es tun. Auch in der Persönlichkeitsentwicklung wird uns angeraten, uns mit den Menschen zu umgeben, die schon da sind, wo wir hinwollen. Vergleiche sind also nicht unbedingt schlecht.

Ein sehr wichtiger Punkt, wie unsere Kinder mit Wettbewerb umgehen, sind wir. Wir leben ihnen vor, wie wir mit Erfolg und Misserfolg umgehen.


Stelle dir folgende Fragen:

Wie gehe ich damit um, wenn ich etwas nicht geschafft habe?

Wie gehe ich damit um, wenn ich mal ganz vorne dabei war?

 

Dieser Umgang trägt stark dazu bei, ob wir es beim nächsten Mal wieder mit voller Energie probieren, wenn wir hinfallen, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Immer wieder das Positive in Misserfolgen zu sehen, zu reflektieren und daraus zu lernen.


Das ist wie mit dem Baum. Kinder lieben es, Bäume hochzuklettern.

Ida versucht hochzuklettern. Beim ersten Mal funktioniert es noch nicht, beim zweiten und dritten Mal schafft sie es höher. Jeder Versuch bringt sie ein Stückchen vorwärts, ein Stückchen höher. Schafft ein anderes Kind (wir nennen ihn Oliver) schon den Baum hochzuklettern, dann hat Ida die Chance, von ihm zu lernen. Welche Äste nimmt Oliver? Konzentriert er sich mehr? Was kann sich Ida von Oliver abschauen, um selbst den Baum zu erklimmen?

Sind Vergleiche jetzt gut oder schlecht? Ein Fazit

Es ist natürlich, dass Kinder Vergleiche anstellen, um ihre Umwelt und ihre Fähigkeiten besser zu verstehen und einzuschätzen. Dies trägt bei, dass sie lernen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und sich in ihrem Umfeld zurechtzufinden.

Wir haben gesehen, dass Vergleiche gut sein können, wenn wir diese als Herausforderung verstehen und nicht als puren Wettbewerb, denn wie auch in der Persönlichkeitsentwicklung trägt der Vergleich dazu bei, von anderen zu lernen und so selbst besser zu werden.

Vielleicht sollten wir uns also mal den Spieß umdrehen und von unseren Kindern lernen und den Vergleich nicht als Wettkampf sehen, sondern als etwas Gutes, aus dem wir noch etwas mitnehmen können? Genau so, wie Trixis Sohn von seinem Dubai-Freund lernen darf, um irgendwann auch dort anzukommen? Ermöglichen wir unseren Kindern ein positives Umfeld, dann ist ein Vergleich ein guter Ansporn und hat keinen negativen Touch mehr.

Möchtest Du lernen, wie Du deine Kinder positiv unterstützen und stärken kannst, um aus Vergleichen und dem Wettbewerb etwas Positives zu machen, dann schreibe mir ein E-Mail.

Ich zeige dir, wie ihr das gemeinsam schaffen könnt!


(Text: Friederike Schulz/Corinna Weber)


Höre hier rein in unseren Podcast "Selbstbewusst gemeinsam wachsen" - Der Podcast für GerneLerner, starke Kids und gelassene Mütter von und mit Corinna Weber und Trixi Tumert/Lerncoach

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